Max Niemeyer Verlag, 1983. — 284 p. — (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie 194).
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Trobadorlyrik, im vorigen Jahrhundert und zu Beginn unseres Jahrhunderts die vornehmste Beschäftigung des Romanisten — man denke an Friedrich Diez, Karl Bartsch und Carl Appel —, gilt heute insbesondere an den deutschen Universitäten, die einst Hochburgen der «Provenzalistik» waren, als irrelevant: die vormalig edelste Disziplin ist gleichsam zum Aschenbrödel der Romanistik geworden1. Die Tatsache, daß die Entwicklung der romanischen Literaturen und Literatursprachen ohne eine profunde Kenntnis der höfischen Lyrik nicht zu verstehen ist, wird allgemein verdrängt: an die Stelle einer romanischen Philologie, die ihren Namen verdient, sind zahlreiche «Einzelphilologien» (Curtius) getreten, deren Vertreter mitunter eine erstaunliche Unkenntnis an den Tag legen, wenn sie «Grenzüberschreitungen» unternehmen, die eigentlich gar keine sind.