Akademie-Verlag, 1958. — 125 S. — (Veröffentlichungen des Instituts für Slawistik 15).
Die vorliegende Studie über die Sprache des ältesten niedersorbischen Druckes (1574) möchte ein weiterer Beitrag zur Erforschung der sorbischen Sprachgeschichte sein. Sie ist das Ergebnis einer unter Leitung von Herrn Prof. Dr. H. H. Bielfeldt angefertigten Dissertation.
Nachdem ich in einer speziellen Bearbeitung das Konjugations- und Temporalsystem des gleichen Denkmals dargestellt habe (vgl. Letopis, Jahresschrift des Instituts für sorbische Volksforschung, 1954, Reihe A, Nr. 2, S. 142—213), soll in dieser Arbeit besonders die Phonetik ihre Behandlung finden. Dabei stelle ich mir zwei Aufgaben, nämlich den Sprachstand deskriptiv darzustellen und diesen Sprachstand und die jeweiligen Spracherscheinungen vom historischen und vergleichenden Standpunkt zu erklären.
Die gesamte Arbeit gliedert sich in sechs Abschnitte. Abschnitt I bringt die nähere Beschreibung des Denkmals sowie seines Verfassers und Herausgebers. Anschließend gebe ich im Abschnitt II eine Genese und Analyse der Orthographie. Ziel des III. Abschnittes ist es, in Anlehnung an die orthographische Untersuchung das Lautsystem des Albin Moller zu rekonstruieren. Dies kann natürlich nur beschränkt erfolgen, da die sehr inkonsequente Schreibweise des Verfassers bei weitem nicht immer feste Schlüsse zuläßt. Bemerkt sei in diesem Zusammenhang, daß neben der Hauptquelle, dem Gesangbuch und Katechismus, auch weitestgehend aus Mollers Kräuterverzeichnis aus dem Jahre 1582 Material geschöpft wurde.
Den Hauptteil der Arbeit bildet der Abschnitt IV. Hier werden der vorher erarbeitete Sprachstand und die für das Sprachdenkmal charakteristischen Erscheinungen mit dem Urslawischen und dem modernen Niedersorbischen verglichen. Um darüber hinaus ein möglichst breites und vollständiges Bild der niedersorbischen Sprache des 16. Jahrhunderts geben zu können, wurden in der vorliegenden Arbeit auch die restlichen niedersorbischen Sprachdenkmäler des 16.—17. Jahrhunderts weitestgehend zum Vergleich herangezogen. Auch auf das Verhältnis des Niedersorbischen zum Lechischen (Polnisch, Polabisch) wurde in diesem Teil besonders geachtet. Soweit es das zur Verfügung stehende Material ermöglichte, habe ich hier in gewissen Fällen die einzelnen Fragen der Sprache des Albin Moller zu deuten bzw. auch veraltete Ansichten über das Niedersorbische zu revidieren versucht. Dabei konnte es auf Grund der begrenzten Thematik der vorliegenden Arbeit nicht meine Aufgabe sein, jedes einzelne Problem allseitig zu behandeln.
Die Arbeit beschließt ein niedersorbisch-deutsches Wörterverzeichnis der im Text auftretenden Mollerschen Vokabeln.