Wien; Köln; Weimar: Böhlau Verlag, 2015. — 734 S.
Die Herrschaftspraxis Kaiser Karls IV. (1346-1378) war tief von religiosen Aspekten gepragt. Dahinter verbarg sich keineswegs nur personliche Frommigkeit, sondern - so die These des Buches - ein dynamisches, auf Auserwahlungsbewusstsein basierendes Herrschaftskonzept. Gezielt und mit Unterstutzung der Kirche uberschritt der Herrscher die Grenzen, die ihm als Laien gegeben waren. In der Folge entstand in Prag ein sakraler Mittelpunkt des Heiligen Romischen Reiches, nur mit Rom oder Paris vergleichbar, der fur die auch auf Heilsvermittlung basierende Herrschaft des Luxemburgers konstitutiv war. Die Zeitgenossen werteten dies uberwiegend positiv, ja sogar Nachahmung durch andere Reichsfursten ist zu verzeichnen. Und doch deutete sich Widerstand gegen diese konventionellen Frommigkeitsformen bereits zu Lebzeiten Karls IV. an.